Dr.S - Kapitel 2
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Kapitel 2: Der Clan
Als ich an den zwei Wachen vorbei ins Lager, wie ich später herausfand jeder zu diesem Ort hier sagt, wollte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Einer der beiden Wachen war ein Ork! Ich hatte noch nie zuvor einen gesehen, doch trotzdem hatte ich ihn an der grünen Haut und den typischen nach oben gebogenen Stoßzähnen erkannt. Mein Vater sagte mir damals, dass sie von Grund auf böse wären und man sich von ihnen fern halten, oder sie sofort töten sollte. Zu meinem Erstaunen hatte er Leandar freundlich begrüßt und fragte ihn wer ich sei. „Ein neues Mitglied“. Der Ork wandte sich zu mir „Ich bin Zerg, Willkommen im Blackwood-Clan.“ Völlig erstaunt dass er so gut sprechen konnte, wurde mir augenblicklich klar dass mein Vater und vielleicht auch das gesamte Kaiserreich andere Völker nur nach dem Äußeren bewerteten. Ich habe jahrelang alles geglaubt was mir beigebracht wurde und sollte Anfangen umzudenken und eigene Erfahrungen zu sammeln. Angefangen bei dem Umgang mit Orks.

Leandar und ich gingen weiter durch das Lager, in die Richtung des großen mit unterschiedlichen Waffen geschmückten Gebäudes. „So Kleiner, hier im Clan gibt es zwei Grundregeln“ sagte Leandar auf dem Weg „Regel Nummer eins, Respekt. Respektiere alles und jeden. Das gilt für Mitglieder des Clans sowie die Blackwoods selbst.“ Nach ein paar Sekunden in den ich darüber nachdachte was er damit meinte, verstand ich warum er den Bär im Wald nicht getötet hatte. „Regel Nummer zwei, Clanwirtschaft. Gib dem Clan etwas und er gibt es dir tausendfach zurück. Beispiel, Gor dort drüben.“ Er deutete auf einen Zwerg der vor einer Hütte eifrig seinem Schmiedehandwerg nachging. „Er stellt für den Clan Waffen und Rüstung her und dafür bekommt er eine Unterkunft, gutes kostenfreies Essen und den Schutz des Lagers.“ Ich dachte gerade darüber nach was ich dem Clan wohl geben könnte, als wir durch die große Tür des Gebäudes am Ende des Weges gingen.

Das so genannte Waffenlager sah eigentlich eher wie ein Versammlungsraum aus. In der Mitte stand ein langer ovaler Tisch ohne Stühle auf dem eine Karte unseres Landes ausgebreitet war. An den Wänden waren Regale, Schränke und sonstige Waffenhalterungen angebracht, die auch mit Kriegswerkzeug gefüllt waren. Auf dem Boden standen offene Kisten mit Rüstungsteilen herum und in einer Ecke des Raumes waren dünne Schlafmatten ausgelegt. Leandar begrüßte die bezaubernd schöne Elfin die lässig auf einer dieser Matten saß mit „Hallo, Dilondé“ doch sie nickt nur mit dem Kopf. „Sie ist Gestern Abend neu rein gekommen und hat mir bis jetzt nur ihren Namen genannt, ist wohl nicht so gesprächig. Außerdem war sie seitdem auch nicht außerhalb des Waffenlagers. Muss sich hier wohl noch einleben, das wird schon noch.“ Ich sah mir die Elfin näher an. Sie hatte lange blonde Haare und trug hautenge, schwarze Kleidung. Sie schien ein Halbelf zu sein, da sie eher den üppigen, aber trotzdem sichtlich durchtrainierten, Körperbau und das Gesicht eines Menschen hatte. Ansonsten besaß sie die für Elfen typischen langen Ohren und die etwas dunklere Hautfarbe. „So Kleiner, jetzt zum geschäftlichen Teil.“ Leandar versuchte damit meine Aufmerksamkeit von Dilondé abzuwenden „Kannst du irgendein Handwerk ausführen?“ Ich sagte nein, bis auf den Schwertkampf hätte ich nichts für den Clan Sinnvolles gelernt. „Na dann ist alles Klar. Wir brauchten sowieso noch ein paar Wachen.“ sagte er erleichtert „Du und Dilondé übernehmen einmal am Tag eine Schicht am Tor. Geht das in Ordnung?“ Ich stimmte zu und Dilondé nickte zufrieden. „Okay, den ersten Tag habt ihr frei, also den Rest des heutigen Tages. Macht was draus, fühlt euch frei und nehmt euch was ihr braucht. Und übrigens, vorerst schläfst du hier bei Dilondé im Waffenlager. Später kannst du dir ein Haus bauen oder bei Jemandem einziehen, was auch immer dir Einfällt. Der Clan steht nicht ohne Grund für Freiheit. Morgen zur Dämmerung beginnt eure erste Schicht.“ er ging hinaus.

Eine Weile später hatte ich es geschafft meine Augen von der schönen Elfin abzuwenden, die immer noch betrübt in der Ecke saß und mich keines Blickes würdigte und ging im Lager spazieren.

Ich hatte noch nie so viele verschiedene Völker so eng und doch im Einklang miteinander und ohne an die Kriege zu denken die sie in der Vergangenheit ausgetragen haben, leben sehen. Menschen, Zwerge und Elfen kannte ich bereits aus dem Kaiserreich. Ich hätte nie gedacht dass sie mit Orks, die immerhin mindestens ein Drittel der hier lebenden Bevölkerung ausmachen, in Frieden zusammenleben können. Zuhause im Kaiserreich kommen ja nicht einmal Zwerge und Elfen richtig miteinander aus. Außerdem schien es als wäre jeder hier ein Krieger oder zumindest stark genug einer zu sein, da Niemand unbewaffnet war und die Meisten eine Rüstung trugen. Das lag wahrscheinlich an der gefährlichen Lage so nah am Blackwood. Wie dem auch sei, ich sollte mich ja frei fühlen, also ging ich in ein Gebäude hinein. Es war ein von außen unscheinbares Wirtshaus in dem mir ein Zwerg auch sofort etwas zu Essen anbot. Dafür dass es umsonst war, war das Essen nicht einmal schlecht. Der Wirt setzte sich an meinen Tisch und fing während ich aß ein Gespräch an. „Du bist also der Neue, he? So wie du aussiehst wurdest du bestimmt als Wache eingeteilt, oder?“ Bevor ich das Essen runterschlucken und antworten konnte, redete er mit einer lauten und für Zwerge typisch verrauchten Stimme weiter. „Wird ja langsam Zeit dass Mal ein paar Menschen hier herunter kommen, die werden langsam selten hier im Süden.“ sagte er und lachte laut. Als ich endlich einmal zu Wort kam fragte ich ihn wie er an die Nahrungsmittel gekommen ist und ob er den ganzen Clan damit versorgt. „Hast du die Felder hinter dem Lager nicht gesehen? Außerdem haben wir die Schweine- und Rinderzucht vom alten Gremm übernommen, das reicht für uns.“ Ich sagte ihm dass ich mich noch nicht so stark umgesehen hätte und er meine erste Anlaufstelle nach dem Waffenlager ist. „Na, dann hoff’ ich auf deine Kundentreue.“ sagte er und lachte erneut. Ich bemerkte dass er einen, auch für Zwerge typischen, schlechten Humor hatte. Außerdem sagte ich ihm dass ich Gremm kannte. Erstaunt fragte er „Was macht der alte Haudegen denn so.“ Ich erzählte ihm dass Gremm in den Ebenen der Blacklands lebt und er aus persönlichen Gründen nicht mitkommen wollte. Der Wirt fing wieder einmal an zu lachen „Persönliche Gründe, dass ich nicht lache.“ Diese Aussage von ihm verstand ich nicht ganz, da er vor lachen fast zusammen brach „Kennst du Fandor, den Elf der zurzeit mit Zerg Wache schiebt?“ ich nickte, da ich ihn am Eingang gesehen hatte „Gegen ihn hat Gremm seinerzeit ein Wetttrinken veranstaltet, und verloren. Seitdem hat ihn niemand wieder gesehen. Bin froh dass es ihm gut geht.“ Ich wusste ja das Zwerge sehr viel stolz besitzen aber das ging meines  Erachtens zu weit. Nur weil er einmal gegen einen Elf verlor gleich den Clan zu verlassen.

Ich beendete das Essen, bedankte mich dafür und ging hinaus, immerhin wollte ich mir das gesamte Lager ansehen und habe schon zuviel Zeit im Wirtshaus verbracht. Ein paar Häuser weiter hing ein Schild über einer Tür auf dem mit krakeliger Schrift das Wort „Kampfschule“ stand. Ich ging hinein und war nicht überrascht einen Ork anzutreffen. Ich war mir ziemlich sicher dass er das Schild draußen geschrieben hatte. Seinem Aussehen nach war er höchst wahrscheinlich der Lehrer für den bewaffneten Nahkampf. Er sah gelangweilt aus, trug eine schwere Rüstung und hatte eine enorm große Axt, auf die er sich wie auf einem Wanderstab stützte. Außer dem Ork waren noch zwei Menschen und eine Elfin in der Kampfhalle. Alle drei trugen sie eindeutig erkennbare Magierroben. Ich ging auf die Menschenfrau zu und küsste ihre Hand, wie es in meiner Heimat Brauch ist. Doch das war ein Fehler. Sie sah mich schräg an „Man merkt dass du aus dem Norden kommst, Weichei. Aber erstmal Hallo und Willkommen in der Clanschule für Kriegshandwerk und Magie, ich bin Talinde was möchtest du?“ Da ich auf der Durchreise war fragte ich nur schnell was sie für Magielehrgänge anbieten, weil ich mich schon immer für Magie interessiert habe, doch im Kaiserreich nie dazu kam sie zu erlernen.  „Ich kann dir die Kunst der Flammenbeherrschung lehren. Für Eis- Heil- und Windmagie Frage meine Partner neben mir oder unseren Anführer Leandar.“ Ich fragte nach ob Leandar wirklich ihr Anführer sei, denn ich glaubte bis dahin noch dass ein freier Clan keinen Anführer braucht. „Er ist nicht wirklich ein Anführer, da hab ich mich versprochen, er leitet hier alles Wichtige und hat den totalen Überblick. Er ist so etwas wie unser aller Vater, oder so ähnlich. Ach was weiß ich, den kann man einfach nicht beschreiben.“ Ich dachte mir dass es schon ein ziemliches Glück war das ich ausgerechnet ihm im Wald begegnet bin und er mich sofort in den Clan aufnahm.

Ich bemerkte dass es langsam dunkel wurde. Also verabschiedete ich mich und ging hinaus. Da ich am nächsten Morgen früh arbeiten musste beschloss ich wieder zum Waffenlager zu gehen um zu schlafen. Ich musste mich aber hinein schleichen, weil Dilondé schon schlief. Ich legte mich neben ihr auf den Boden und beobachtete sie. Sie sah äußerst zufrieden aus als sie schlief, ganz anders als der eher traurige Gesichtsausdruck den sie tagsüber hatte und ich bemerkte, dass sie mir mit einem lächeln auf den Lippen noch mehr gefiel. Bevor ich einschlief nahm ich mir vor ihr morgen ein bisschen näher zu kommen und ihr die Sprache heraus zulocken.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem unsanften Rütteln geweckt. Dilondé zerrte an mir herum und zeigte aus dem Fenster über mir. Ich stand auf, sah heraus und bemerkte dass es schon Morgendämmerung war. Wir hatten verschlafen. Dilondé ging heraus, ich nahm mein Schwert und folgte ihr. Am Haupttor angekommen erwartete uns Leandar mit einem verärgerten Blick „Ich wollte euch gerade wecken kommen. Ich dachte schon dass ich eure Schicht auch noch übernehmen muss.“ Ich entschuldigte mich doch Dilondé senkte nur nachdenklich den Kopf. „Also, Leute“ fuhr Leandar fort „Jetzt wo ihr endlich da seid, bleibt ihr hier am Tor und rührt euch nicht vom Fleck. Wenn ein gefährliches Tier oder Ähnliches hier rein will, dann versucht es wieder zu vertreiben. Tötet es aber nur wenn es nicht anders geht, klar“ überrascht von seinem plötzlichen Befehlston nickte ich nur. „Fandor und Zerg lösen euch zur Mittagsstunde ab“ Er drehte sich um und verschwand  in dem Wirtshaus in dem ich gestern war.

Dilondé setzte sich an einer Seite des Tores auf den Boden. Ich war an der Anderen und überlegte gerade ob ich mir auch die Sachen am Waldboden schmutzig machen sollte als ich von weitem etwas auf das Lager zukommen sah. Es war eine Gruppe kleiner, bewaffneter Goblins die blutrünstig auf uns zustürmten. Ich wollte gerade Dilondé alarmieren, aber sie hat die Goblins mit ihren elfentypisch verstärkten Sinnen schon längst bemerkt. Ich zog meinen Schwert, sie stand auf und wir liefen in Richtung der Goblins. Unterwegs fragte ich mich mit welchen Waffen Dilondé überhaupt kämpft als sie zwei Dolche zog. Sie waren an kleinen umfunktionierten Gürteln an ihren Oberschenkeln befestigt, die sich auf ihrer schwarzen Kleidung wunderbar tarnten. Wir hatten jeweils einen der Goblins bereits erledigt als mir klar wurde dass sie völlig lebensmüde und ohne Verstand, der bei Goblins ohnehin sehr beschränkt ist, weiter kämpften. Sie mussten also getötet werden bevor sie das Lager erreichen konnten, denn einfach vertreiben kann man diese irre gewordenen Viecher nicht mehr. Es dauerte nicht lang und wir hatten es geschafft und lediglich ich wurde von dem Kurzschwert eines Goblins am rechten Oberarm verletzt. Das war aber nicht weiter schlimm. Dilondé hingegen ist jedem Angriff ausgewichen und das so schnell wie ich es noch nie bei Jemandem sah. Ihr Kampfstil beeindruckte mich wirklich.

Den Rest der Schicht konnten wir uns ausruhen. Als Fandor und Zerg zur ablöse kamen fragte ich sie, ob sie wissen was mit den Blackwood-Goblins los war, denn selbst ein Goblin ist schlau genug kein befestigtes Lager anzugreifen. Zerg sagte „Keine Ahnung wieso, aber diese Viecher greifen uns schon seit ein paar Tagen an. Leandar suchte gestern nach dem Grund dafür, er wird sicher mehr wissen.“ Darum war er wohl im Wald als wir uns trafen dachte ich gerade als Fandor hinzufügte „Leandar ist in seinem Haus, frag ihn doch was er herausgefunden hat.“ Ich fragte nach wo sein Haus steht und machte mich auf den Weg dorthin. Interessanterweise folgte mir Dilondé wie ein treuer Hund. Doch ich traute mich nicht sie anzusprechen. Sie schien mich zu ignorieren, doch folgte mir trotzdem auf Schritt und Tritt. Zugegeben, ganz geheuer war sie mir nicht aber ich ließ sie einfach machen was sie will. Wir sind hier ja immerhin im Blackwood-Clan.

Am kleinen Haus, das gleich neben der Kampfschule stand, angekommen, klopfte ich an die Tür. Leandar öffnete uns die Tür und bot uns einen Platz an einem kleinen runden Tisch, der in der Ecke stand, an. Dilondé blieb aber gleich im Türrahmen stehen. „Was verschafft mir die Ehre?“ fragte Leandar mit einem, für ihn typischen, lächeln. Ich fragte ihn was er über die verrückt gewordenen Goblins weiß, die das Lager angriffen. „Irgendetwas aus dem Osten muss ihre Heimat in den Wäldern angreifen. Sie versuchen wahrscheinlich nur ihr restliches Territorium nach Westen auszuweiten, und dort liegt nun mal unser Lager, mehr weiß ich zurzeit nicht“ er stand auf und nahm eine Karte vom Regal hinter sich und rollte sie auf dem Tisch aus. „Siehst du, hier unten links sind wir, südlich der Blackwoods, genau an dieser Küste. Im Norden der Insel liegt das Keiserreich, wie du sicher schon weißt und genau hier, östlich von uns, liegen die Ödländer. Die Goblins kommen aus dem östlichen Blackwood, der genau zwischen uns und den Ödländern liegt.“ Ich fragte woher er weiß dass die Goblins von etwas angegriffen werden. „Ich habe ein Zerstörtes Goblinlager, im Wald nahe den Ödländern gefunden. Es lagen nur tote Goblins herum und in einem hatte jemand, oder eher etwas, diese Klinge vergessen“ er zeigte auf ein Kurzschwert das auf einem Stuhl neben seinem Bett lag. Ich stand auf, ging hin und sah mir das Schwert näher an. Es war eine schwarze, leicht modrige Klinge die sehr dämonisch aussah und immer noch an einigen Stellen voller Goblinblut war. „Das ist auf jeden Fall keine Kaiserliche- und auch keine Goblinwaffe, kannst sie behalten wenn du willst.“

Ich steckte das Schwert ein und fragte ihn ob ich die ganze Sache näher untersuchen darf. „Kannst du, aber ich gehe morgen sowieso in die östlichen Wälder. Warum kommst du und deine kleine Freundin denn nicht einfach mit?“ Ich nahm das Angebot an und Dilondé, die immer noch teilnahmslos wirkend im Türrahmen stand, nickte. „Nach eurer Wachschicht beginnt unsere Exkursion. Und jetzt raus hier, ich will mich ausruhen.“

Wir verließen sein Haus und zu meinem erstaunen fragte Dilondé „Kann ich das Schwert mal sehen?“ Ich sagte sie könne es gleich behalten, da ich eh nicht mit einem solchen Kurzschwert umgehen konnte und mir fiel auf wie schön ihre Stimme klang. Sie war gänzlich fasziniert von der Klinge und probierte es mit einigen Streichen  durch die Luft aus. „…irgendeine art von…leicht…stabil…“ das war das einzige das ich verstand als sie bei dem Schwerttest vor sich hin murmelte. „Danke“ sagte sie laut, wischte und kratzte das Blut von der Klinge und wechselte einen ihrer Dolche durch das schwarze Schwert aus. Den überflüssigen Dolch warf sie kurzerhand an die hölzerne Hauswand vor sich. Diese Frau weckte von Minute zu Minute mehr Interesse  in mir und um ihr näher zu kommen, wie ich es mir am Tag zuvor vorgenommen hatte, fragte ich sie, ob sie nicht auch Hunger hätte und lud sie ins Wirtshaus ein. Sie gab nur ein leises „Okay“ von sich.

Beim Essen fragte ich warum sie so wenig redete. „Lass das mal meine Sache sein“ antwortete sie arrogant. Mental niedergeschlagen von dieser Antwort fragte ich, wo sie herkommt, um irgendwie doch noch das Eis zu brechen. Sie sagte nur „Lohr’ria.“ Ich fragte ob das nicht die Elfenhauptstadt im äußersten Westen des Kaiserreichs wäre. „hm“ bestätigte sie ohne weitere Worte zu verlieren. Leandar hatte wohl Recht, sie ist wirklich nicht der gesprächige Typ. Lange Gespräche schienen ihr sichtlich nicht zu gefallen, denn sie schaute mich nie an wenn ich versuchte Augenkontakt mit ihr aufzunehmen. Schade, ich hätte mich gerne länger mit ihr unterhalten. Aber ich ließ sie vorerst lieber in Ruhe.

Nach dem Essen hatten wir noch sehr viel Zeit und ich beschloss den Rest des Tages in die Kampfschule zu gehen um anzufangen eine magische Kampfkunst zu erlernen. Ich interessierte mich schon immer für die Magie, doch als Sohn eines Heerführers wurde mir lediglich der Schwertkampf beigebracht und. Im Kaiserreich gibt es nur Soldaten die auf eine Kampfkunst spezialisiert sind. Und genau darin sehe ich auch die kleine militärische Überlegenheit des Clans gegenüber dem Kaiserlichen Heers. Kaiserliche sind nur in einer Gruppe gefährlich. Abgehärtete Clanmitglieder wie Leandar hingegen verbinden Nah- und Fernkampf sowie magische Angriffe miteinander und das macht sie zu gefährlichen Einzelkämpfern. Außerdem können alle Clanmitglieder Kämpfen. Im Gegensatz zu den vielen Bauern und Arbeitern des Reichs. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum das Kaiserreich es noch nicht geschafft hat den Blackwood-Clan zu vernichten, denn immerhin sind wir zu einem großen Teil Flüchtlinge und gesuchte Verbrecher, sie hätten also einen guten Grund dafür.

In der Schule angekommen musste ich mich für eine Magieart entscheiden. „Feuer- und Flammenbeherrschung kann man gut mit Schwertkampf verbinden.“ riet mir der hiesige Nahkampflehrer, also ging ich bei Talinde der Feuermagierin in die Lehre. Dilondé, die mir auch hierher gefolgt war, entschied sich interessanterweise für Heilmagie bei einer anderen, etwas älteren Elfin namens Liané. Wir beide wurden zuerst von Talinde im bewusst gesteuerten Gebrauch von Mana eingeführt. „Mana ist wie Blut. Jedes Lebewesen hat es, doch nur einige von ihnen können es gezielt steuern. Man hat es in seinem ganzen Körper. Und es kann nie völlig aufgebraucht werden, denn es regeneriert sich viel schneller als Blut.“ Davon hatte ich irgendwann als Kind schon einmal gehört dachte ich gerade als sie befahl „Setz euch!“ Wir setzten uns auf den Boden der Kampfhalle und Talinde sagte mit einer sanften Stimme „Schließt eure Augen, werdet ruhig und versucht den Manafluss in eurem Körper zu finden.“ Höchst konzentriert und in mich gehend, versuchte ich meine Manaquelle durch Meditation zu finden. Diese Technik brachte mir mein Vater bei, um nach einem schweren Kampf wieder Energie zu sammeln. Ich versuchte einfach Irgendetwas Ungewöhnliches in mir zu finden, da ich nicht wusste wie sich Mana anfühlen soll. Und plötzlich spürte ich etwas in meiner Magengegend. Das musste es sein dachte ich mir als ich den Manafluss dann auch in meinem restlichen Körper gespürt hatte.

Ich öffnete meine Augen fast zeitgleich mit Dilondé und sagte dass ich glaube den Manafluss in mir gefunden zu haben. „Das ging aber schnell“ sagte Talinde „So schnell war noch keiner zuvor. Seid ihr sicher dass ihr etwas gefunden habt?“ Ich sagte ja und Dilondé nickte mit einer seltsamen Zuversicht in den Augen, die ich bei ihr noch nie sah. „Warum hatte ich an euch gezweifelt? Man sieht es euch ja richtig an.“ sagte sie gelassen „Dilondé geh bitte zu Liané, sie wird dir die Heilkunst beibringen. Und du bleibst hier!“ Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt wie ich Mana in Feuer verwandeln soll und war noch nie zuvor so gespannt wie jetzt. Talinde sagte mit feuriger Stimme „Feuer ist das Element der Wut, der Aggression und der Zerstörung, also musst du bei jedem Feuerzauber auch etwas Wut in dir haben! Wir fangen mit einem Grundzauber der Feuermagie an, dem Feuerball.“ sie streckte ihre offene Handfläche in die Richtung einer großen, verrußten Eisenplatte die an der Wand hing. „Pass gut auf!“ sagte sie und aus ihrer hand kam ein Feuerball beachtlichen Ausmaßes, der auf die Platte zuraste und an ihr zerschellte. Beeindruckt von ihren Fähigkeiten fragte ich wie genau sie das gerade gemacht hatte. „Für dich war das vielleicht ein bisschen zu schnell. Probiere erst einmal dein Manafluss umzulenken sodass er sich in deinem Arm konzentriert. Danach werde so wütend wie es nur geht. Es hilft vielleicht an etwas Trauriges aus deiner Vergangenheit zu denken. Dann stelle dir vor du willst diese Eisenplatte dort Zerstören und dein Mana macht den Rest für dich.“ Magisches Feuer besteht nur aus Wut? Das hörte sich eigentlich ganz einfach für mich an. Ich probierte es aus und dachte dabei an meinen Vater, der mich beim bloßen Gedanken an ihn schon wütend machte. Ich richtete meine Hand auf die Platte und plötzlich wurde ich von einem Rückstoß, der direkt aus meiner Handfläche zu kamen schien, bis an die Wand hinter mir zurück geworfen.

Eine Zeit lang war mir schwarz vor Augen und als ich langsam wieder zu mir kam sah ich die blonden Haare von Dilondé, die sich über mich beugte und meinen Kopf in den Händen hielt. Danach spürte ich etwas seltsam Angenehmes an meinem Hinterkopf. Ich kam wieder völlig zu mir. Dilondé reichte mir grinsend ihre Hand und half mir hoch. Neben ihr stand Talinde, sie sagte lachend „Du hast zwar einen üblen Fehler gemacht aber wenigstens hatte Dilondé an dir ihre neu erworbenen Heilkünste ausprobieren können.“ Dilondé schien mich wirklich geheilt zu haben. Mir geht es sogar besser als zuvor. Ich wollte wissen worin mein Fehler lag. „Dein Fehler?“ fragte Talinde überrascht „Ich habe noch nie zuvor zu viel unkontrollierte Wut bei jemandem gesehen. Du bist wirklich ein Naturtalent. Du hast lediglich vergessen das Ziel genau anzupeilen und deiner Wut freien lauf zulassen.“ Das war alles? Ich hatte vergessen richtig zu zielen? Ich drückte Talinde beiseite und versuchte es erneut. Ich hielt meine Hand zur Eisenplatte, nahm sie regelrecht ins Visier, und schoss.

Durch meine geballte Wut hatte ich ein Loch in die dicke Eisenplatte gebrannt. Völlig erstaunt von meinen Fähigkeiten starrten alle vier Lehrer, Dilondé und sogar ich selbst auf die glühend rote Eisenplatte. Talinde riss sich zusammen und sagte voller Begeisterung „So was hab ich ja noch nie gesehen. Du bist ein Mensch mit der Feuerkraft eines Drachens. Komm wir gehen zur Küste und üben dort weiter. Das könnte hier drinnen zu gefährlich werden.“ Beim rausgehen drehte ich mich noch einmal um und sah Dilondé, die mit offenem Mund zur Eisenplatte schaute. Ich gab ihr bei dieser Gelegenheit das selbstgefällige Grinsen von vorhin zurück.

Talinde brachte mir an einem sicheren, und vor allen Dingen feuerfesten, Ort an der Küste bei, wie man das magische Feuer richtig kontrollieren kann. Nach dem Trainings sagte sie zu mir „Das ist wirklich unglaublich, du hast gerade erst angefangen die Magie zu erlernen und bist wirklich gut. Bis jetzt hat noch niemand am ersten Tag einen Feuerball hinbekommen, mein Respekt“ Ich fühlte ich mich ziemlich leer, was wohl daran lag das ich Unmengen an Mana verbraucht hatte und beendete das Training. Außerdem war es schon dunkel geworden und ich ging zurück ins Waffenlager um für die morgige Exkursion in die Wälder Kraft zu sammeln. Wie gestern schlief Dilondé bereits tief und fest. Ich legte mich zu ihr auf den Boden und schlief diesmal sofort ein.

 
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